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                          Bushido aka Sonny Black

 


"Wenn ihr auf Play drückt und meine CD hört, bekommt ihr 70 Minuten aus meinem Leben – wenn ihr auf Stop drückt, seid ihr wieder in eurem Leben."

 

   

 

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Bushido – Staatsfeind Nr.1

Es hat sich viel verändert für Bushido. Vom „Electro Ghetto“ zum „Staatsfeind Nr.1“. Gerade mal ein Jahr ist vergangen, seit sich der „Typ aus Tempelhof“ auf eine verschärfte musikalische Reise begab. Ausgang ungewiss. Schließlich war es ein heftiger Abschied von gewohnten Strukturen, in denen er bis 2004 drei Alben sowie diverse Tapes und Compilations veröffentlicht hatte. Bye, bye Berliner Aggro-Underground – Willkommen auf dem nächsten Level: „Dreht euch um, jetzt bin ich der, der´s alleine macht“ rappte Bushido damals. Es sollte weiter gehen. Ohne Ruhe, ohne Pause. Eine Mikrophon-Attacke sondergleichen.

Bushido hat in 12 Monaten die HipHop-Szenerie in Deutschland aufgemischt wie kaum ein anderer heimischer Rapper. Auf gleich drei (!) umjubelten Tourneen lotete er seine Live-Qualitäten aus und stellte – zuletzt mit Band – seine überragende Bühnenpräsenz unter Beweis. Mit einem Schlag war Bushido der erfolgreichste deutsche Live-Rap-Act. Gleichzeitig stand er im Kreuzfeuer der Kulturkritik. „Darf der das?“ lautete die unterschwellige Frage in der vereinigten Bewertungs-Republik Deutschland. Debattiert wurde über alle Style-Grenzen hinweg. Von Bravo bis zu Monika Griefahn, der Vorsitzenden des Bundestagsausschusses für Kultur und Medien. In seltener Einmut interessierte man sich plötzlich für die „Schweinereimer“ (Rolling Stone), „Grobiane“ (Der Spiegel) und „Krawall-Rapper“ (Süddeutsche Zeitung). Selbst in der New York Times wurde Bushido als role model einer anderen, ungewohnten Jugendkultur aus Deutschland präsentiert. Irgendwie gefährlich, irgendwie bedrohlich.
Zweifellos ein popkulturelles PHÄNOMEN, wie man es hierzulande bislang nicht erlebt hatte. „Hier reimt die Unterschicht,“ textete die Spiegel-Headline-Abteilung. Der deutsche HipHop erschien plötzlich im grellen Rampenlicht. Dabei wurde vieles vermischt, einiges aufgebauscht, anderes zurecht in die voll bekloppte Ecke verwiesen.

„Diese ganze Debatte war wohl notwendig und ich habe meinen Standpunkt in diversen Interviews klar gemacht“ sagt Bushido. „Ich habe mich von vielem klar distanziert. Trotzdem rappe ich weiterhin `Ich koche Crack in deinem
Kinderzimmer` oder `Ich zünde die Atombombe über China`. Das ist doch die gleiche Debatte wie bei den Games. In meinen Texten sprenge ich Städte in die Luft; trotzdem sage ich meinen Teenager-Fans in persönlichen Begegnungen bei jeder Gelegenheit die Meinung dazu, wenn sie scheiße drauf sind, mit 11 Jahren rauchen oder mit `ner Bierflasche ankommen.“ Für Bushido, den Rastlosen, war in diesem hektischen Sommer 2005 längst die Zeit gekommen, das PHÄNOMEN, die Szene und somit tausendmal gesagtes hinter sich zu lassen. HipHop als Strassen- und Musikkultur lebt traditionell von der raschen Weiterentwicklung. Und Bushido war bereit für die nächsten Schritte.
„Ich habe auf dem neuen Album mein Produktionsteam komplett ausgewechselt,“ berichtet er. „Das Ganze geht auf eine spontane Entdeckung im österreichischen Linz zurück, wo ich nach einem Konzert das dortige Beatlefield-Team Chakuza und DJ Stickle kennen gelernt habe. Wir hörten uns ihre Sachen an und ich habe beschlossen, das neue Album komplett in ihrem Studio einzuspielen.“ Anfang Juli 2005 begann Bushido, frische, aktuelle Texte zu schreiben. Er skizzierte erste Sound-Ideen und reiste für die Aufnahmen von Berlin in die Hauptstadt Oberösterreichs:

„Wir hatten gerade die ersten Songs in Arbeit, als es am 29. Juli bei einem Konzert von Chakuza und DJ Stickle im Musikclub Kapu Stress mit einigen Jungs gab,“ erzählt Bushido. „Blöde Sache, auf die ich gut verzichten kann. Doch da kam eins zum anderen. Die Reifen meines Autos waren zerstochen und wir bekamen Streit. Fünf Tage später stand plötzlich die Polizei auf der Matte und ich wanderte für 15 Tage in Untersuchungshaft, begleitet von einem irren Medienspektakel. Mir blieb nichts anderes übrig, als meine Texte im Gefängnis weiter zu schreiben. Ich kam mir vor wie in einem Film.“

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Nach Hinterlegung von 100.000 Euro Kaution bis zur Gerichtsverhandlung Anfang November – in der die Schuldfrage des Linzer „Raufhandels“ dann hoffentlich fair geklärt wird - widmete sich Bushido gemeinsam mit Chakuza und DJ Stickle seiner eigentlichen Mission: Den Aufnahmen zu „Staatsfeind Nr.1“, die furiose Bilanz aus Entertainment, Medien und Realität. Einer gegen alle – Bushido spielt auf seine Art mit dem alten Gangsterfilm-Mythos. Der musikalische Entwurf klingt dabei im Vergleich mit den frühen Produktionen weitaus ausgereifter, komplexer und trickreicher. Als Meister der Dunkelheit hat Bushido seine Sounds im neuen Team perfektioniert.
"Ironischerweise wurde das mit sehr reduzierter Technik und ohne langes Herumbasteln erreicht. Trotz der Knastpause haben wir gerade mal einen Monat bis zum finalen Mastering gebraucht. Allem Ärger und Stress zum Trotz – künstlerisch und persönlich ist es noch nie so gut wie jetzt gelaufen!“

Ähnlich wie die TV-Serie „24“ oder die Comic-Verfilmung „Sin City“ düstere, bedrohliche Atmosphären aufbauen, so entwirft auch „Staatsfeind Nr.1“ ein Szenario in dunklen Farben. Jeder Song eine neue Wand aus Musik, gehalten in Anthrazit, über die Bushido, hier und da unterstützt durch Features von Saad, Chakuza, D-Bo, Godsilla und Eko Fresh, oder internationalem Support von Diplonmat´s J.R.Writer, seine Reime hämmert. Hochgepitchte Vokals wie beim Breakbeat schießen quer, Cassandra Steens Gastauftritt sorgt wie schon auf „Electro Ghetto“ für ein deepes R´n`B-Feeling. Bushido stellt sich der musikalischen Herausforderung und liefert mit „Staatsfeind Nr.1“ sein opus magnum.




BUSHIDO - ELECTRO GHETTO BIO
HipHop in Deutschland 2004. Die Attacke kam unerwartet und sie kam aus Berlin. Während der heimischen Rap-Kultur in den letzten zwei Jahren zunehmend die Energie ausging, sorgte ausgerechnet die Straßenszene der Hauptstadt für den dringend benötigten Adrenalinstoß. Erst Kool Savas mit seinen polternden Reimen, dann setzten die Tape-Produzenten nach. Das Soundkollektiv Die Sekte und Einzelkämpfer Bushido, die Rapper B-Tight und Fler fanden mit dem Aggro-Label eine plakative Adresse für ihre Ideen. „Die Speerspitze des neuen Derbcores“ (SPEX)war mit einem Schlag geschmiedet.
Gebrodelt hatte es schon lange. Seit Anfang der Neunziger gab es ungezählte Rap-Crews in der Techno-Stadt. Doch diese verschwendeten ihre Energie lieber in den Straßengangs. Große Sprüche, gepflegte Randale. „36 Boys“ gegen die „Giants“ gegen „Türken Master Crew“ - während anderswo, in Stuttgart, Hamburg oder Rödelheim, fleißig produziert wurde. Das „HipHop-Mobil“ des Senats sorgte zwar für eine nicht zu unterschätzende musikalische Basisarbeit. Selten jedoch reichte das Talent für eine überregionale Bedeutung. Oder erinnert sich noch jemand an die Islamic Force?

„Wir haben uns untereinander krass bekriegt und auf die Fresse gehauen“ erinnert sich Bushido. „Bezirk gegen Bezirk. Kaum aber waren wir raus aus der Stadt, sind wir gemeinsam aufgetreten. Als Berliner.“ Was dazu führte, dass die kantigen Jungs vom Kiez auf den HipHop-Jams oder beim „Battle of the year“ mit gehörigem Respekt behandelt wurden. Eine eher zweifelhafte Ehre – die kreativen „props“ holten sich andere. „Es dauerte eine ganze Weile bis wir begriffen, dass es nichts bringt, alles nur kaputt zu machen“, sagt Bushido. „Und als hätte jemand einen Schalter umgelegt, waren plötzlich zig Leute mit irgendwelchen Produktionen beschäftigt.“ Auch Bushido
versuchte sich im Jahr 2001 am Do-It-Yourself-Prinzip: „Ich war niemand, kannte niemanden und wusste nicht, ob sich überhaupt jemand für meine Musik interessieren würde. Ich wollte einfach nur ein Tape machen.“

Bushido, sein Samurai-Künstlername bedeutet „Wege des Kriegers“, ist bei seiner Mutter aufgewachsen. Kein dramatischer Sozialfall; den tunesischen Vater hat er trotzdem nie kennen gelernt. Seine Schulzeit, die ihn auf den Gymnasiums-Zweig der Eckener Oberschule führte, hält er in positiver Erinnerung. „Das wurde mir aber erst später klar, nachdem ich in der 11. Klasse alles hingeschmissen hatte. Leistungsmäßig lief es bis dahin ganz gut; doch ich war zu chaotisch und andauernd setzte es Tadel. Irgendwann fingen die Drogengeschichten an. Von meinen Freunden war auch keiner mehr auf der Schule und ich fehlte immer häufiger.“ Er mutierte zum typischen Metropolen-Herumhänger. Arbeitslos, Dealer, Krimineller. Die eigene Musik war trotz erster Reime zu N.W.A. über Kopfhörer und den Anregungen seines alten Rap-Kumpels Vader („ohne ihn würde es keinen Bushido geben“) noch ein fernes Thema. Stattdessen griffen die Fahnder zu: „Volltreffer. Ich saß da mit `ner ganzen Gras-Lieferung und landete zum dritten Mal beim selben Richter. Der schlug mir einen fairen Deal vor, den
allerletzten: Statt Knast ein Ausbildungsheim am Wannsee.“ Hier erlernte Bushido unter der strengen Leitung seines algerischen Meisters - selbst bei fünf Minuten Verspätung gab es Zoff - das solide Handwerk des Malers und Lackierers.
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Anstatt nach Süddeutschland zu ziehen, wo es vielleicht noch einen Anschlussjob gegeben hätte, blieb Bushido nach der Gesellenprüfung in Berlin. Endlich Zeit für die eigene Musik. Mit einfachen Mitteln und beißenden Battle-Raps entstand das erste Bushido-Tape, das er im üblichen Eigenvertrieb persönlich in die einschlägigen Plattenläden Berlins trug. „Drei, vier Wochen später bekam ich einen Anruf vom Downstairs-Shop. Der dortige Boss Halil erzählte mir, dass er gemeinsam mit Specter und Spaiche ein Label namens Aggroberlin gegründet hätte. Ob ich nicht mitmachen wollte? Die Kollegen von Die Sekte wären auch dabei.“ Bushido schlug ein. Was hatte er groß zu verlieren!? Und mit einem Schlag waren die schmutzigen Electro-Sounds und die kompromisslosen Rhymes der Hauptstadt vereinigt. Beflügelt von der gemeinsamen Vermarktung der „Ansage“-Compilations wurde der Sägeblattschriftzug von Aggro zum Mythos eines neuen HipHop-Styles, der kaum etwas mit den gepflegten Pop-Experimenten der bundesrepublikanischen Konkurrenz gemein hatte.

„Eine verschworene Gemeinschaft ist Aggro jedoch nie gewesen. Eher ein geschäftliches Zweckbündnis“, erklärt Bushido, den die ersten Verkaufserfolge seiner Tape-Auflagen zum verschärften Weitermachen anspornten. Das zeitweise ausverkaufte „King-of-Kingz“-Tape (mit vier neuen Remixen nun wieder auf CD erhältlich!) gab dabei die Richtung vor: „Da wo ich lebe tragen die Rapper Silberketten; stecken Hosen in die Socken ziehen Messer um zu batteln; Denken mit Händen und halten Pitbulls ohne Leine; meine Reime sind Eisenstangen und brechen dir die Beine“.

Plötzlich meldete sich das andere (West-)Berlin zu Wort, das bis dahin vom Popkulturbetrieb eher ausgrenzt wurde. Die „Kanacken“ schlugen zurück. In einer Sprache, die hart, fordernd und verletzend war. Eine Subkultur der Bezirke, in der sich über die Jahre ein eigener Kleidungsstil und eine eigene Auffassung von Ehre und Moral entwickelt hatte. Ein überaus berlinerische Angelegenheit irgendwo zwischen Überlebenskampf, Halbwelt und großer Schnauze. Gemeinsam mit seinem damaligen Kumpel Fler entstanden die Rap-Charaktäre Sonny Black und Frank White, die sich 2002 für das stilprägende Album „Carlo, Cokxx, Nutten“ zum Gangsterteam zusammen finden. Ein raues Sittengemälde, in dem nicht nur der Kultstaus der italienischen
fake-Modemarke Carlo Colucci verewigt wurde.

„Schon damals gab es immer wieder Streitereien mit Aggro. Speziell mit Downstairs-Halil“, so Bushido. „Es ging um gebrochene Versprechen und finanzielle Geschichten. Der übliche Scheiß halt, wenn ein chaotisches Kleinlabel auf einmal Geld verdient und kein wirkliches Vertrauen herrscht. Irgendwie passte ich nicht in deren verkiffte Welt.“ Bereits das im Juni 2003 erschienene Soloalbum „Vom Bordstein zur Skyline“ mit seinen düsteren Beats wollte Bushido nicht mehr bei Aggro veröffentlichen. Doch sein Produktionspartner Ilan überredete ihn zu pragmatischen Schritten. Die 19 „Bordstein“-Tracks wurden fertig gestellt. Das Album stieg in die unteren Ränge der offiziellen Albumcharts und verkaufte ohne Promo, Tour, Marketingkampagne oder Videorotation bis heute 35.000 Exemplare. Aggroberlin war endgültig zur Erfolgsadresse geworden. Trotzdem ließ sich das Zerwürfnis mit Bushido nicht mehr kitten. Er wollte einfach nur weg! „Niemand hat mich an einer Ecke aufgegabelt und mir einen Teller Linsensuppe gegeben. Ich war schon immer ein selbständiger Künstler, ich habe mein erstes Tape
ganz alleine gemacht und werde auch das nächste alleine machen. Alle können mir helfen, aber niemand sollte behaupten er hätte mich entdeckt“, kommentierte er im Online-Dienst mzee.com die monatelangen juristischen Auseinandersetzungen mit seinem Ex-Label.

Zurück zur Musik, zurück zum Rap. Nachdem Bushido einen Remix für die Rammstein-Single „America“ ins übervolle Studioprogramm gequetscht hat („so eine Anfrage lässt man sich nicht entgehen“), geht die Albumproduktion in die Schlussphase. „Electro Ghetto“ (mit einem kleinen Titelverweis auf das Intro vom „Carlo“-Album)heißt der Titel von Bushidos stilistischer Weiterentwicklung. Die nächste Attacke, für die er sich wiederum mit seinem Produktionspartner Ilan zusammen gefunden hat. Weitere Produzenten sind DJ Desue, D-BO, Rasputin und die Beathoavenz. „Ich bin der Rapper, der euch zeigt, was eure Jugend macht“ skandiert Bushido und legt zwei Tracks „aus Feuer“ mit dem Frankfurter Rapper Azad nach. Auch Saad, Sentence, Flipstar (Creutzfeld & Jakob), so wie King Ali haben einige Strophen übernommen. Cassandra Steen ( Glashaus ) berührt auf „Hoffnung stirbt zuletzt“ mit ihrer göttlichen Stimme.

„Ich bin und bleibe Aggro. Meine Einstellung hat sich nicht geändert, nur eben zu meinen eigenen Bedingungen. Meine Erfahrungen kann mir niemand nehmen.“

  

 

 

 

BUSHIDO

"Du musst nicht 500.000 mal sagen, dass du deine Mutter fickst ..."

Irgendwo zwischen den urbanen Untergangsszenarien von Mobb Deep und den prollig harten Attitüden eines 50 Cent lebt Bushido aka Sonny Black in einer Welt aus Goldketten, Lederjacken, Huren, Drogen, Waffen, Party, Spielkasinos und Hip Hop ...

"Ich respektiere Rammstein für alles, was sie gemacht haben."
Rostock (pig) - Bushido lässt sich nicht von einem Majorlabel in die Knie zwingen. Als er kurz nach Release seines neuen Albums "Electro Ghetto" für LAUT ein Telefoninterview gibt, erzählt er, dass er seinen Promotag verschlafen hat - obwohl der erst nachmittags los ging. Auch sonst präsentiert sich der Berliner als erstaunlich sympathischer Gesprächspartner. Nichts von Goldketten behängter Drogendealer-Klischee-Mentalität, vielmehr ein netter Kerl von der Straße, der auf das, was er erreicht hat, stolz sein kann.

Auf deinem letzten Album hast du ein Stück vom "Wunderbare Welt der Amélie"-Soundtrack gesampelt. Wie kamst du ausgerechnet darauf, zumal der Beat musikalisch überhaupt nicht ins Gesamtbild passte?

Ich muss ganz ehrlich sagen, ich hab den Film gar nicht selber gesehen. Es war einfach Zufall. Du findest es halt irgendwie, überlegst dir, welchen Teil davon du dir vorstellen könntest, legst dann deinen Beat drunter und fertig. Ich weiß auch nicht, ob es nicht ins Konzept des letzten Albums gepasst hat, denn ich hatte dafür gar kein Konzept. Ich habe einfach meine Tracks gemacht, Intro gesprochen, und dann war es cool.

Die Beats deines neuen Albums wirken im Vergleich zum Vorgänger weniger energetisch und aggressiv, dafür besser arrangiert. Hast du dir mit dieser Zielsetzung so viele Gastproduzenten ins Boot geholt?


Naja, das ist jetzt mein viertes Album. Die ersten beiden habe ich komplett alleine produziert, bei "Vom Bordstein bis zur Skyline" war sonst nur Ilan beteiligt. Jetzt war es eben günstig, ich konnte mir viel Zeit für mein Album nehmen, also wollte ich so viele wie möglich darin involvieren. Also nicht unbedingt so viele wie möglich, sondern eben die Leute, die ich schätze, musikalisch wie auch persönlich. Ich habe mir die Leute nicht eingekauft, weißt du? Ich habe keinen Katalog genommen und gesagt, so, ich hätte jetzt gerne einen Beat von Rasputin mit 'nem Part von Azad und Gesang von Cassandra. Das sind Leute, die ich alle kenne, und ich hatte einfach Lust, zu Desue, den Beathoavenz und Rasputin zu gehen und mir dort Beats zu holen. Natürlich wollte ich auch selber wieder welche machen. Ich werde auch bei den nächsten Projekten, dem Album mit Saad und meinem nächsten Soloalbum, das nächstes Jahr erscheinen soll, wieder alles selbst produzieren. Ich weiß jetzt schon, 2005 erscheint das neue Bushido-Album, und kann konzentriert Stück für Stück daran arbeiten und muss mich nicht wieder ein halbes Jahr mit irgendwelchen Ex-Labels rumstreiten. Ich habe jetzt ein Album rausgebracht, das heißt, jetzt muss erst mal Werbung gemacht werden, Ende des Jahres gehe ich mit Azad auf Tour, und dann steht das nächste Projekt an.

Dein Album ist auf Platz drei in die Trendcharts eingestiegen. Hättest du mit einem derartigen Erfolg gerechnet?

Naja, Platz drei ist schon ein immenser Erfolg. Du musst das ja in Relation setzen. Erstens, dir anschauen, wer ist auf den ersten beiden Plätzen, Zweitens, wer ist dahinter, weißt du, was ich meine? Da sind Leute wie die Hosen, Rammstein, Fanta 4, die Ärzte und Wolfgang Petry. Deswegen kann ich schon sehr stolz auf den Erfolg sein, zumal es ein sehr fetter Monat war, in dem Urgesteine der Musikbranche ihre Platten released haben. Auf den Plätzen vor mir sind Depeche Mode, die gibt es schon hundert Millionen Jahre, und Robbie Williams. Darüber brauchen wir uns natürlich nicht unterhalten. Es wäre völlig utopisch, zu denken, man könnte an diesen beiden vorbeikommen. Immerhin hat man seit meiner letzten Single schon über ein Jahr nichts mehr von mir gehört. Verkauf mal unter solchen Umständen mehr Alben als Die Ärzte oder Rammstein, die locker mal 30.000 am Tag loswerden. Ich hätte es nicht gedacht. Ich habe aber auch ehrlich gesagt nicht groß darüber nachgedacht. Aber ich freue mich natürlich wahnsinnig, dass es auch nach einem Jahr der Abstinenz noch so viele Leute gibt, die mich unterstützen.

Auf Electro Ghetto zeigst du ja das erste Mal deine tiefgründige Seite ...

Ne. Du meinst sicher den Track mit Cassandra, Schmetterling und Teufelskreis. Aber es gab auf jedem Bushidoalbum mindestens einen solchen Track. Ob es "Stupid White Man" oder "Schau mich an" oder "Wie ein Engel" war, es gab immer einen Track, der völlig anders war als das, was man sonst von mir erwartet hat. Und wenn man, wie ich jetzt mit Universal, ein Label hat, das einem keine Vorschriften macht und sagt: "Los, komm, Bushido, mach deine Musik, Alter", dann liegt alles an dir selbst. Und ich wollte bei jedem Album auch was Persönliches schreiben, bei dem die Leute sagen: "Guck mal Alter, das ist was, was ihn selber berührt hat." Du musst nicht 500.000 mal sagen, dass du deine Mutter fickst, weißt du? Das kann jeder, da könnte jeder Typ an der Ecke ein Album aufnehmen. Es liegt an einem selbst, wie der Anspruch an einen selbst ist. Und ich möchte auf solche Tracks wie "Schmetterling" nicht verzichten.

Du erwähntest gerade, dass Universal dir alle Freiheiten lässt. War das bei AggroBerlin nicht so?

Ääääh ... najaaaa ... also es war bestimmt nicht so, dass man Riegel vorgeschoben bekommen hat. Immerhin ist das ja ein Undergroundlabel. Die setzen den Majors Hörner auf und sind die ganz bösen Jungs. Ich war bei AggroBerlin relativ frei, so wie ich es wollte. Bei Universal bin ich nicht unfreier. Das liegt aber auch an mir als Person, ich bin halt keiner, der sich reinreden lässt. Die können von mir natürlich erwarten, dass ich ein Interview mit LAUT mache, aber sie können nicht von mir erwarten, dass ich irgendwelche Wörter umschreibe, weißt du, wie ich meine?

Wie kommt es, dass auf deiner neuen Platte kein Feature mit Fler zu finden ist?

Das kommt daher, dass er bei AggroBerlin geblieben ist und sich halt sehr sehr stark zu denen hingezogen fühlt. Ich habe mit ihm kein Feature gemacht, weil ich auch keinen persönlichen Kontakt mehr zu ihm habe. Ich habe ihn das letzte Mal von ein paar Monaten aus Versehen beim Friseur getroffen, man sagt sich halt "Hallo" und wieder "Tschüss". Die Sache mit AggroBerlin hat auf jeden Fall unser Privatleben gebumst, und es gibt da keinen Kontakt mehr, deshalb ist es für mich nicht notwendig, dass er auf meinem Album drauf ist. Ebenso wenig werde ich auf seinem Album mit drauf sein. Es ist für uns beide okay, wir können beide auch ohne einander leben, insofern ...

Du beschreibst das Verhältnis zu den Aggro-Bossen auf deiner Homepage als ziemlich gestört, und Specter bekommt bei "Gemein wie 100" ja auch sein Fett weg ...

Ja.

... wie ist es zu einem so krassen Split gekommen, obwohl ihr ja eigentlich Hand in Hand diesen wahnsinnigen Erfolg geschafft habt?

Gute Frage. Ich denke mal, dass da einfach zu viel Persönliches mit im Raum gestanden hat, weißt du? Wenn Bushido beim Chef sitzt und sagt, er möchte gerne Aggro Berlin verlassen, dann nimmt man das viel zu persönlich. Es hat halt nicht geklappt, da einfach nur auf der geschäftlichen Ebene zu bleiben. Und das ist okay, jeder kann Fehler machen, und ich habe sicher ebenso viele Fehler gemacht wie AggroBerlin. Wenn jemand bei BMW arbeitet, egal ob in der Chefetage oder am Fließband, und gerne woanders arbeiten oder zumindest von BMW weg möchte, dann kündigt er halt. Die sagen ihm dann: "Ja, dann reichen sie mal formell ihre Kündigung ein", dann wünschen sie sich viel Glück, und dann steht es ihm frei, bei VW zu arbeiten, bei Audi oder auch bei der Trabbi AG. Und die Leute bei BMW werden es ihm nicht übel nehmen. Ich wollte einfach von Aggro weg, aus persönlichen Gründen, die eigentlich auch nur die was angehen, die davon betroffen sind. Ich bin es den Leuten bei Aggro schuldig, dass ich persönliche Sachen auch persönlich kläre und sie nicht in die Welt heraustrage. Ich wollte einfach nur da weg, wohin auch immer. Und daraus wurde dann halt ein krass persönlicher Konflikt, bis ich irgendwann sagen musste :"Hey, da gibt's jetzt gar nichts mehr zu quatschen". Der einzige, der mir dort was bedeutet, und über dessen Erfolg ich mich auch auf jeden Fall freue, ist Fler, alle anderen können mich am Arsch lecken. Das ist andersrum natürlich genauso. Für die bin ich kein Freund, ganz im Gegenteil, für die bin ich jemand, der vom Label weggegangen ist, und jetzt werfen die mir halt irgendwelche charakterlichen Fehler vor. Ich kann nur sagen, dass ich froh bin, da weg zu sein, dass ich froh bin, jetzt bei Universal zu sein, und ich bin froh, dass die Zeit vorbei ist, wo mich alle darauf anquatschen. Dass du es machst, ist cool, denn es interessiert dich, und wenn dich was interessiert, dann frag einfach, egal was es ist. Es liegt immer noch an mir, zu antworten. Ich habe damit kein Problem, aber du musst halt sehen, wenn du die letzten zwei Monate ausschließlich damit verbracht hast, wird es irgendwann langweilig. Ich hoffe halt, dass das Thema irgendwann in sechs oder sieben Monaten gegessen ist. Ich habe meinen Arbeitgeber gewechselt, und das ist marktwirtschaftlich gesehen kein großer Akt.

Stehst du demzufolge hinter Azad bei dessen Beef mit Sido? Immerhin disst er auf deiner Platte deinen Ex-Kollegen.

Ich schlage mich weder auf Sidos noch auf Azads Seite. Wenn ich müsste, wäre es Azads, ganz klar. Ich bin der Sache gegenüber neutral, das berührt mich nicht, das geht nur die beiden was an. Wenn sie es schaffen, es untereinander zu klären - wie auch immer, ob sie sich jetzt die Köpfe einschlagen, sich dissen oder sich vertragen - ist es gut. Wenn Azad Hilfe bräuchte, weiß er genau, dass er auf mich zählen kann, aber ich habe damit nichts zu tun. Ich habe meine eigenen Sachen. Ich bin mittlerweile Azads Freund geworden, wenn er irgendetwas braucht, ist das okay, aber ich weiß, dass er das alleine schafft. Wenn er ihn verprügeln will, kann er das auch. Ich will da bloß nicht reingezogen werden. Wenn ein Freund was von mir erbittet, helfe ich gerne, aber ansonsten halte ich mich raus. Ich bin auch ganz froh drüber, dass diese Geschichte langsam vom Tisch ist. Das heißt jetzt nicht, dass die Sache gegessen ist und die beiden sich lieb haben, aber es ist einfach nicht mehr aktuell. Die beiden können sich halt nicht leiden, und sie sollten sich einfach aus dem Weg gehen und ihr Ding machen. Dann ist alles okay. Wenn mir keiner auf den Sack geht, ist alles ok.

Würdest du also sagen, dass Eko Fresh dir auf den Sack gegangen ist?

Eko ist mir im Nachhinein auf den Sack gegangen.

Aber du hast ihn doch auch schon gedisst, als er noch bei Savas gesignt war?

Ja, aber das ist mir ja egal. Wenn ich ein Problem mit jemandem habe, dann sage ich das so, und dann ändert es nichts daran, ob er bei Savas unter Vertrag ist, war oder sein wird. Ist mir scheißegal. Ich habe ein Problem mit Eko gehabt, aber nicht mit Savas. Und nur, weil Eko Angestellter bei Savas ist, muss ich ihm deshalb nicht auf die Eier gehen.

Natürlich nicht ...

Ich habe mit Eko geredet. Ich habe meine Meinung geäußert. Die Meinung war nicht positiv. Damit Punkt. Für einen Berliner habe ich meine Meinung sogar noch relativ gut geäußert. Im Nachhinein, als die Trennung vollzogen war, habe ich ihn in Köln getroffen und mit ihm die Sache bequatscht. Ich habe zu ihm gesagt 'Hey Eko, deswegen, deswegen und deswegen konnte ich dich nicht leiden, das und das hat mich gestört'. Er antwortete: 'Ja, du hast Recht' oder 'Ist mir egal, das werde ich nicht ändern' und solche Sachen und hat gesagt, was er nicht gut fand bla bla. Ich habe auf jeden Fall gesehen, dass er ein netter Typ ist, der keinen Streit sucht. Jeder, der ihn kennen gelernt hat, weiß: Eko tut keinem was. Er ist cool, weißt du? Und dann habe ich auch kein Problem, ihm die Hand zu geben. Ich habe Respekt vor ihm als Mensch, ich habe Respekt vor Valezka. Deswegen haben wir ja auch einen Track zusammen aufgenommen. Wir wollten halt sehen, ob das überhaupt geht. Ich meine, wir sind Rapper, was sollen wir denn machen? Sollen wir uns treffen und dann gegenseitig die Augenbrauen zupfen? Wir sind Rapper, wir haben das einfach im Blut. Drei Tage später habe ich dann gesagt: 'Hey, der Track ist cool, behalt ihn einfach so, aber lass ihn uns nicht rausbringen. Nicht als Maxi, nicht auf meinem Album, nicht auf deinem Album und auch auf keinem Sampler. Lass uns einfach so verbleiben.' Dann kam es leider zu diesem Unfall mit diesem Track, der auf dem "Electro Ghetto"-Player zu hören war. Ich habe Eko gedisst auf diesem Track, wollte ihn aber, nachdem ich Eko kennen gelernt habe, aus der Playlist rausnehmen, weil ich es nicht mehr für nötig hielt, ihn noch mal zu dissen. Ich hatte ja auch keinen Grund mehr. Er hat mich nicht mehr gestört, er ist so, wie er ist, er macht, was er macht. Und er hat aufgehört, dieser krasse Typ zu sein, oder vielmehr, sein zu wollen. Ab dem Moment, wo er zur Bravo gegangen ist und angefangen hat, für Catterfield Texte zu schreiben, hatte ich auch kein Problem mehr mit ihm. Das ist sein Genre, und wenn er sich dazu berufen fühlt, dort sein Glück und sein Geld zu machen, dann soll er es tun. Er stellt sich ja nicht hin und meint, dass er aus dem Ghetto kommt. Ich würde zum Beispiel auch nie Britney Spears dissen, denn die Frau hat mit mir gar nichts zu tun. Und so hat auch Eko bei der Bravo Super Show oder Sido bei The Dome nichts mit mir zu tun. Ich hatte halt das Album draußen, dann war das zu tun und dies zu tun, bin durch die Gegend gereist, und Ilan hat nebenbei halt die Sachen für den "Electro Ghetto"-Player fertig gemacht und die Tracks freigegeben. Als ich ihn mir dann angehört habe, dachte ich mir 'Nein, Idiot, ich habe den Disstrack nicht gelöscht'. Und dann stand er im Internet, die Leute haben darüber geredet, und Eko hat sich verarscht gefühlt.

Verständlich ...

Ja, klar. Sehe ich genau so. Guck mal, ich geh zu ihm, gebe ihm die Hand, er kommt nach Berlin, ich lade ihn zum Inder ein, alles ist cool, Valezka schreibt mich auf die Gästeliste von irgendwelchen Konzerten, und eine Woche später sieht er einen neuen Disstrack von mir im Netz. Aber gerade da kann man sehen, dass das von mir nicht beabsichtigt war, weißt du? Warum sollte ich jetzt hier rumhängen, und mit dir am Telefon reden, wenn ich dann auflege und rumerzähle: 'Mann, Philipp ist so ein Spast'. Weißt du? Da sage ich dann lieber: 'Pass auf, Philipp, irgendwie komme ich mit dir nicht klar, entweder canceln wir das Interview oder ich führe es mit jemand anderem.' Genauso kannst du sagen: 'Bushido, ich wollte ja das Interview mit dir führen, aber irgendwie bist du mir zu behindert, lass uns die Sache vergessen.' Dann habe ich auch kein Problem damit, weißt du? Keiner von uns. Das ist halt alles unglücklich gelaufen. Womit ich dann im Nachhinein ein Problem hatte, war: Natürlich kann er sich dazu äußern und sagen, dass er es nicht korrekt fand. Er hat mir auch eine SMS geschickt, in der er aufgebracht 'He, was soll das bla bla' geschrieben hat. Auf so etwas reagiere ich nicht. Wenn er vernünftig ist und anruft und meint: 'Hey, pass mal auf, was soll das? Was ist da schief gelaufen?' antworte ich: 'Hey Alter, pass auf, tut mir übertrieben leid', und damit ist die Sache geklärt. Aber nein, es wird gleich wieder für irgendwelche Werbung, Promo von ihm verwendet, und er muss wie im Irakkrieg so eine komische Videobotschaft ins Internet stellen. Und diese Leute im Internet, die mich dann als Lügner beschimpfen oder dieses Missgeschick, das eigentlich nur Eko und mich betrifft, auf meinen Charakter beziehen. Sie können meine Musik mögen oder nicht, meine Beats gut finden oder auch scheiße, sie können mein Gesicht mögen oder nicht, aber sie sollen sich nicht anmaßen, über mich als Person zu urteilen. Das hat mich halt ziemlich enttäuscht. Wenn Eko diese Sache als Promo nutzt, ist es sein gutes Recht, er kann das machen, wie er möchte, aber ich fand es halt einfach scheiße. Ich habe das jetzt schon einige Male erklärt, und finde nicht, dass ich mich für den Track mit Eko schämen müsste. Es ist ja nicht so, als hätte ich einen Mann gebumst. Ein Track mit Eko, was heißt das denn schon? Habe ich jetzt deswegen HIV? Fallen mir da jetzt die Haare aus? Ich habe den Track gemacht, wir wollten ihn nicht rausbringen, und das wars. Ihr könnt darüber reden, was ich rausbringe, aber nicht über das, was bei mir daheim in der Spüle rumliegt. Und wenn ich einen Track mit Wolle Petry aufnehme, Alter, das hat keinen zu interessieren! Ich habe den Track nicht rausgebracht, also existiert er nicht für mich. Wenn mich jemand fragt, ob es den Track gibt, dann sage ich nein, denn ich habe ihn nie released. Was ich in meinem Studio rumliegen habe, was ich heute getrunken habe oder ob meine Kacke grün ist, weil ich Spinat gegessen habe, das geht niemanden was an. Das ist meine Sache. Ich betrachte das aber auch als abgeschlossen, und ich möchte den Stand, den ich mir jetzt gerade mit Universal erarbeite, nicht für so etwas missbrauchen. Wenn mich jemand in Zukunft fragt, kann ich sagen: 'Pass auf, ich habe LAUT ein Interview gegeben, da ist die Sache mit Eko beschrieben, wenn du Fragen hast, ließ es dir durch, das hat Philipp mit mir geführt', verstehst du? Das ist jetzt eines der letzten Male, dass ich da überhaupt drüber rede.

Wie verbleibt das Verhältnis zwischen euch beiden jetzt?

Wir werden halt nie miteinander heiraten, das war eh klar. Ich respektiere ihn nach wie vor. Die eine Hälfte der Leute sagt halt jetzt: "Okay, Bushido macht jetzt ein Album mit Eko, der will halt auch in die Bravo", die andere Hälfte sagt "Oh, jetzt kommt Bushido mit all seinen Jungs nach Köln". Ich habe mit Eko geredet, ich habe mich für den Teil, der mein Fehler war, entschuldigt, und er soll jetzt machen, was er will. Wenn er irgendwann mal in Berlin ist, und mich sehen möchte, kann er das gerne machen. Aber er ist keiner aus meinem Freundeskreis.

Themenwechsel: Du bist gerade dabei, dein eigenes Sublabel an den Start zu bringen ...

Jaaa, ich sehe mich eigentlich nicht unbedingt als Plattenboss oder Labelchef oder irgendwas, ich habe eine Truppe, mit der ich Musik mache. Saad, Ilan und so. Das ist "Ersguterjunge". Das Logo ist auf meiner Platte, obwohl ja eigentlich Universal sie rausgebracht hat. Ob sich das in Zukunft zu einem richtigen Label entwickelt, sei dahingestellt. Ich habe im Moment auch zu viel andere Dinge zu tun, als dass ich mich darum kümmern könnte.

Mit welchem Musiker egal welchen Genres würdest du gerne zusammenarbeiten?

Wenn ich es mir aussuchen könnte und alles egal wäre ... auf jeden Fall mit Rammstein. Ich habe ja schon den Remix für sie gemacht, aber ein Remix ist ja nur eine begrenzte Art von Zusammenarbeit. Das Neuverfassen von etwas Bestehenden. Wenn du mich fragst: "Mit wem würdest du dich gerne treffen, an einen Tisch setzen, dir eine Idee überlegen und einen Track draus machen?" dann lautet die Antwort auf jeden Fall: Rammstein. Alle nationalen Künstler, die ich schätze, sind jetzt auf meinem Album mit drauf, das Feld wäre abgedeckt. Damit habe ich meine Träume und Wünsche erfüllt. Wenn ich noch einen offen hätte, würde ich mich gerne mal mit Rammstein treffen und mir mit denen überlegen, was wir zusammen machen könnten.

Würdest du dich mit Rammstein vergleichen, so als Enfant Terrible des jeweiligen Genres?

Nein, auf keinen Fall. Ich möchte mir nicht anmaßen, mich mit denen zu vergleichen. Wenn ich es als deutscher Rapper mal geschafft habe, in Amerika Platin zu gehen, dann würde ich sagen, wir haben ungefähr den selben Erfolg, oder wenn ich es schaffe, in 16 Ländern auf Platz eins zu gehen, unter anderem in Mexiko. Natürlich haben wir beide als extrem polarisierende Künstler viel gemeinsam, aber Rammstein sind Rammstein, Bushido ist Bushido, ich respektiere Rammstein für alles, was sie gemacht haben. Als wir uns mal getroffen haben, fand ich sie auch voll in Ordnung. Das mit dem Track werde ich sie vielleicht mal fragen, das wäre eine coole Sache.

 

Bushido (bürgerlich: Anis Mohammed Yussuf Ferchichi; * 28. September 1978), auch bekannt unter dem Pseudonym Sonny Black, ist ein deutsch-tunesischer Rapper aus Berlin, dessen Stil sich an den amerikanischen Gangsta Rap anlehnt.

 

Leben und Karriere

Der Künstlername "Bushido" wurde dem Japanischen entnommen und bedeutet Weg des Kriegers (siehe Bushidô). Seine deutsche Mutter hat ihn allein groß gezogen, zu seinem tunesischen Vater hatte er keinen Kontakt. Bushido wuchs in Berlin-Tempelhof auf und besuchte das Gymnasium, welches er jedoch aufgrund beruflicher Interessen nach der 11. Klasse verliess.

Wegen diverser Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz und Sachbeschädigung wurde Bushido vom Gericht vor die Wahl gestellt, eine staatlich geförderte Ausbildung zum Maler und Lackierer zu machen oder ins Jugendgefängnis zu gehen. Im Rahmen dieser Ausbildung lernte Bushido auch seinen späteren Kollabo-Partner und Labelkollegen Fler kennen. Zum Hip-Hop kam Bushido über Graffiti, wo er unter dem Pseudonym Fuchs Bilder malte. Schließlich kam er durch seinen Bekanntenkreis auch zum Rap.

Zusammen mit King Orgasmus nahmen die drei unter dem Namen 030 ein Tape auf und verkauften es in geringer Stückzahl im Bekanntenkreis. Bushidos erste Veröffentlichung ist auf dem Frauenarzt-Tape mit King Orgasmus für I Luv Money Records von 2000 zu finden. Wenig später veröffentlichte er sein erstes eigenes Tape King Of Kingz, das schließlich zu seinem Wechsel zum Label Aggro Berlin führte, wo er mit Sido, B-Tight und Fler zusammen arbeitete. Das Album wurde 2003 bei Aggro Berlin als digital überarbeitete Version veröffentlicht und nach der Gründung seines eigenen Labels Ersguterjunge 2004 unter dem Titel King Of Kingz 2004 Edition mit 4 Remixen wiederveröffentlicht. Auf Grund der Indizierung von King of Kingz, welche 2005 folgte, wurde das Tape als entschärfte Version inklusive Demotape unter dem Titel King of KingZ & Demotape - extended version erneut in digitaler Form veröffentlicht. 2002 erschien unter seinem Pseudonym Sonny Black Carlo, Cokxxx, Nutten, an dem auch Fler als Frank White mitwirkte. Auch "Carlo Cokxx Nutten II" produzierte er unter diesem Pseudonym.

Aufgrund bestehender künstlerischer Differenzen hinsichtlich der weiteren Solokarriere des Künstlers verließ Bushido im Sommer 2004 Aggro Berlin und wurde durch Urban/Universal Music unter Vertrag genommen, mit denen er das Label Ersguterjunge gründete. Mitte 2004 produzierte er zusammen mit Ilan im Auftrag der Neue-Deutsche-Härte-Kapelle Rammstein einen Remix deren Songs Amerika. Im Oktober 2004 veröffentlichte Bushido bei Universal die LP Electro Ghetto, welche den sechsten Platz der deutschen Albumcharts erreichte. Bereits am 4. April 2005 folgte unter Bushidos Alter Ego Sonny Black mit Carlo Cokxxx Nutten II die vierte LP innerhalb zweieinhalb Jahren. Diesmal wurde Bushido von Baba Saad anstatt seinem früheren Partner Fler unterstützt.

Im Winter 2004/2005 spielte Bushido eine Hauptrolle im "Beef" um Eko Fresh und nahm im Zuge dessen den Disstrack "FLERräter" gegen seinen ehemaligen Crewpartner Fler auf. Am 4. November 2005 erschien Bushidos Album Staatsfeind Nr. 1. Inzwischen hat er sein Label ausgebaut und viele neue Acts gesignt, sodass er im Februar 2006 sein Label Sampler "Nemesis Vol. 1" releaste.

Kontroverse

Bushido wird in den Medien des öfteren nationalistische und rassistische Inhalte und mangelnde Distanz zu rechtsextremen Fans vorgeworfen. Seine Anhänger verweisen demgegenüber auf Bushidos Herkunft oder seine Zusammenarbeit mit Künstlern wie Azad, Eko Fresh und Cassandra Steen. In Interviews weist Bushido jegliche rechtsextreme Gesinnung von sich.

Häufiger Diskussionsgegenstand um Bushido sind auch immer wieder Inhalte, die als schwulen- und frauenverachtenden interpretiert werden. Beispielsweise ist im Song Nutte Bounce das herabsetzende "Nutte" das am häufigsten verwendete Wort überhaupt. Auf Nachfrage erklärte Bushido, er meine damit nicht Frauen im allgemeinen, sondern nur „echte Schlampen“ wie Groupies.

Textstellen wie „Ein Schwanz in den Arsch, ein Schwanz in den Mund. Ein Schwanz in die Fotze, jetzt wird richtig gebumst“ aus dem mittlerweile indizierten Song Gangbang glorifizieren den Gangbang als Sexualpraktik und werden von Gegnern als sexistisch oder sogar als Aufforderung zur Vergewaltigung gewertet. Im November 2005 gab es diesbezüglich erneut Schlagzeilen, als Bushido in einem Interview ausführte, Paris Hilton sei für ihn "einfach so'n dummes Stück Fleisch", das er gerne einmal "für den Geschlechtsakt" hätte: "erniedrigen und dann tschüss."

Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften schätzt einzelne Songs von Bushido als jugendgefährdend ein. Unterstützer weisen dagegen darauf hin, dass Bushido Schimpfwörter wie "Schwuchtel" und "Nutte" nicht pauschal zur Herabsetzung bestimmter Bevölkerungsgruppen gebrauche, sondern diese Begriffe in dessen Slang als Beleidigung für alles und jeden, Mann oder Frau, Homo- oder heterosexuell, genommen würden, womit Bushido keine besondere Ausnahme wäre, da die ganze Pimp-Kultur solche Minderheiten sprachlich explizit diffamiert.

Dem Stereotyp vom dumpfen Gangster entzieht sich Bushido teils durch gefühlvollere Songs wie Schmetterling, Hoffnung stirbt zuletzt, Wie ein Engel oder Sieh in meine Augen. Im Track Augenblick setzt Bushido sich mit dem Verlust seiner großen Liebe auseinander, die im Koma liegt. Auch auf dem aktuellen Sampler finden sich Lieder wie diese, allen voran Auf der Suche mit Saad.

Vorwürfe der Körperverletzung

Bushido wurde am 3. August 2005 in Linz (Österreich) in Untersuchungshaft genommen. Ihm wurde vorgeworfen, gemeinsam mit zwei seiner Leibwächter einen 20 Jahre alten Mann zusammengeschlagen zu haben, weil dieser grundlos die Reifen seines angemieteten 7er BMWs zerstochen haben soll.

Der Prozess vor dem Landesgericht für Strafsachen Linz fand am 4. November 2005 statt. Der genaue Hergang der Ereignisse konnte nicht aufgeklärt werden. Nachdem Bushido die Verantwortung für die Schlägerei übernommen hatte, endete das Verfahren mit einer Diversion gegen Zahlung von 20.000 Euro an die Staatskasse. Das Opfer erhielt ein Teilschmerzensgeld in Höhe von 1.000 Euro zugesprochen.

Angebliche abfällige Bemerkungen Bushidos über die Stadt Linz in einem Prozessbericht des deutschen Magazin Der Spiegel („Hart wie Nutella“, Ausgabe 45/2005 [1]) lösten heftige Proteste unter anderem des Linzer Bürgermeisters Franz Dobusch aus. Die Aussagen in dem Artikel über Linz stammten jedoch nicht von Bushido, sondern von dem Spiegel-Autor, der sie als seine "freie journalistische Übertreibung" verteidigte.

Durch den Prozess wurde publik, dass Bushido seit mehreren Jahren verheiratet ist, was er jedoch am 20. Dezember 2005 bei VIVA Live dementierte.

Bushido: Tunten vergasen!

Frisch aus dem Knast wurden Details zum neuen Album von Rapper Bushido bekannt. Darauf hetzt er gegen Schwule.

Gerade wurde Gangsta-Rapper Bushido (26) erst aus dem Knast entlassen, da sorgt der Berliner schon wieder für Schlagzeilen: Auf seinem neuen Album "Staatsfeind Nummer 1", das am 4. November erscheinen soll, rappt Bushido: "Ihr Tunten werdet vergast." Vor drei Jahren war in Detmold der damalige CDU-Ratsherr Hendrik Schnelle für einen ähnlichen Spruch wegen Volksverhetzung verurteilt worden. In der Öffentlichkeit hatte er gesagt: "Man sollte Schwule vergasen wie die Juden". Da ihm auch ein weiterer Spruch, "Wir als weiße Rasse sind höher gestellt als die Schwarzen", nachgewiesen werden konnte, wurde er damals in zweiter Instanz zu einer Bewährungsstrafe von sechs Monaten verurteilt.

In der "Welt am Sonntag" äußerte sich Bushido nach seiner Entlassung aus einer Untersuchungshaft wegen Körperverletzung in einem Interview ebenfalls deutlich: "Ich finde Schwule nicht cool, ganz einfach, so wie ich Golfspielen nicht cool finde. Das heißt aber nicht, dass ich mit Golfspielern kein freundschaftliches Verhältnis haben kann." Die zunehmende Brutalität der Berliner Rapper wie Bushido oder auch Sido, der unter anderem durch den "Arschficksong" (queer.de berichtete) bekannt wurde, beschäftigt inzwischen auch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien. Zwei Alben (darunter Bushidos "King of KingZ") stehen bereits auf dem Index und dürfen somit nicht an Jugendliche unter 18 Jahren verkauft werden. Jetzt sollen zwei weitere Platten wegen harter, gewaltverherrlichender und frauenfeindlicher Texte auf den Index.

"Alle Mütter sind geschändet, es gibt keine neuen Drogen, die man verherrlichen kann, und man wird ja auch nicht jünger", sagte Bushido zur "Welt am Sonntag" auf die Frage, wie es inhaltlich bei ihm in der Zukunft weiter gehen soll. Bushido wurde in den Medien des öfteren frauenfeindliche, nationalistische und rassistische Inhalte sowie mangelnde Distanz zu rechtsextremen Fans vorgeworfen. Eindeutig sind neben seiner Antipathie gegen Schwule vor allem seine frauenverachtenden Inhalte. Ein Beispiel ist der Text aus dem Song "Nutte Bounce": "Nutte Bounce, ich bumse heimlich mit deiner Mama, Nutte Bounce in 14 Tagen bin dein Papa, Nutte Bounce wo bleibt dein Respekt? Nutte Bounce ..." Nach einer Anfrage sagte Bushidos hierzu aus, dass er mit "Nutte" nicht Frauen im Allgemeinen sondern nur die "echten Schlampen" meine. Er bezöge das nicht auf die normale Frau im Kaufhaus, sondern auf die Groupies, mit denen er Sex habe. Textstellen wie: "Ein Schwanz in den Arsch, ein Schwanz in den Mund. Ein Schwanz in die Fotze, jetzt wird richtig gebumst" aus seinem Song "Gangbang" stehem dem in nichts nach. Ausweichend antwortete Bushido in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung", ob er mit seinen Texten nicht auch Verantwortung trage: "Ich sage den Kids: Wenn ihr auf Play drückt und meine CD hört, bekommt ihr 70 Minuten aus meinem Leben – wenn ihr auf Stop drückt, seid ihr wieder in eurem Leben, mit euren Eltern, euren Lehrern und der Polizei, die euch verhaftet, wenn ihr Mist baut."